Europa, bitte werde erwachsen

Ich fange jetzt endlich einfach an zu schreiben. Ohne Konzept, ohne Anleitung, ohne Vorbild. Und ich steige auch gleich in das Thema ein, um das es mir gerade geht: Europas Auftritt in dieser Welt. Am 20. Januar 2021 ist es endlich passiert. Wir sind den Populisten1 Donald Trump endlich losgeworden. Joe Biden und Kamala Harris, ich wünsche Euch beiden viel Erfolg und ein gutes Gelingen dabei, die vier Gruppierungen, die ich derzeit wahrnehme, bestmöglich miteinander ins Gespräch zu bringen: die Trumpisten, die Republikaner, die Demokraten in der Mitte rund um Joe Biden und Kamala Harris sowie die Demokraten eher links von der Mitte, für die AOC und Bernie Sanders Sprecher sind.

Was mich aber ehrlich gesagt entsetzt, ja mir geradezu unangenehm aufstößt, ist die Art und Weise, wie Europa und die Länder der EU auf diese Veränderung in Amerika reagieren. Selbstverständlich sollten wir uns offen für eine wieder tiefere Zusammenarbeit mit Amerika zeigen. Und dennoch sollten wir uns jetzt nicht anbiedern. Nicht mit Ideen kommen. Sondern mit Positionen die eigene Position greifbar machen. EU bietet Biden „neuen Gründungsakt“ für Zusammenarbeit an, ist auf Spiegel.de zu lesen. Holy shit, lasst den Mann doch erst einmal ankommen und die mitunter chaotische Situation in seinem Land angehen.

Wir täten gut daran, erst an unserer Einheit zu arbeiten, bevor wir Partnerschaften mit anderen eingehen. Denn so sind wir viel zu vage, zu unstet, zu leicht ausmanövrierter, um als verlässlicher Gesprächspartner wahrgenommen zu werden. Wenn dieser Schritt gelungen ist, dann können wir in Ruhe entscheiden mit wem wir auf welcher Basis zusammenarbeiten wollen. Um gleichwertige Beziehungen zu anderen aufzubauen, ohne nach oben zu den USA oder nach unten auf Entwicklungsländer zu schauen, von denen die einen weder besser als die anderen sind. Das einzige, was zählt, ist unsere europäische Idee einer gerechten Welt, die allen Menschen ein freies und ausreichendes Auskommen in Sicherheit bietet. Denn das bietet die USA nach meiner Wahrnehmung derzeit nicht. Vielmehr ist es ein Land, in dem die Verantwortung für den eigenen (Miss-)Erfolg einzig bei einem/-r selbst liegt. Den deutschen und europäischen Sozialstaat kennen die US-Amerikaner nicht. Und das ist etwas, auf das wir für uns wirklich Stolz sein dürfen.

1 Ob der Begriff Populist nun angemessen ist, überlasse ich anderen:

Warum Trump kein Populist ist (ZDF)

Sturm auf das Kapitol: Trump wollte einen Putsch (The European)